Geschichte von Weesen


Städtchen Weesen


Weesen, in vorchristlicher Zeit eine rätische, später eine römische Dauersiedlung, wurde im Mittelalter alemannisch und kyburgisch.

Um 1232 sprach man von zwei vorhandenen Siedlungen in Weesen mit den beiden Bezeichnungen «Oberinwesin» (Fli/Hirschengut) bzw. «Niederinwesin»(Biäsche).

Nach 1283 kam es in den Besitz der Habsburger und wurde ein wichtiger Zoll- und Umschlagplatz auf der Route von Zürich zu den Bündner Alpenpässen. Zudem befindet sich in Weesen ein Kloster. Die älteste Urkunde bezeugt, dass am 7. Oktober 1256 sich Frauen dem Dominikanerorden anschlossen. Im Jahr 1300 befreite König Albrecht das Kloster von Reichssteuern. Die Stadt Weesen selber wurde 1369 steuer-befreit und erhält 1379 das Recht einen Rat zu wählen und eine niedrige Gerichts-barkeit.

Nach der Schlacht bei Sempach 1386 nehmen die Eidgenossen das habsburgische Weesen ein. In der Nacht vom 22./23. Februar 1388 öffnen Weesner Bürger den Habsburgern die Tore. Diese töten 34 Mann der Eidgenössischen Besatzung. Andere können fliehen. Dieses Datum geht als «Mordnacht von Weesen» in die Geschichte ein. Am 9. April 1388 versammelt sich das habsburgische Ritterheer in Weesen. Es war verstärkt durch Bürger und Knechte und diese greifen unter der Führung des Grafen von Toggenburg das Land Glarus an. In dieser von den Eidgenossen gewon-nenen Schlacht bei Näfels liegen unter den 1700 gefallenen Eidgenossen auch 42 Weesner Bürger. Kurz darauf wurde das damalige Städtchen Weesen am 11. April 1388 niedergebrannt. Unklar ist, wer diesen Brand verursacht hat. Eine Theorie geht dahin, dass die Weesner selber das Städtchen angezündet haben, weil sie befürch-teten, dass die in Näfels siegreichen Eidgenossen sich an den Weesnern für die im Februar stattgefundene Mordnacht rächen wollten. Deshalb hätten Weesner selber das Städtchen angezündet und seien geflohen.

1394 kam es zum Friedensschluss mit den Eidgenossen und das Städtli wurde wieder habsburgisch/österreichisch. Es wurde vereinbart, dass das Städtli nicht mehr am gleichen Ort errichtet und nicht befestigt werden durfte. Dank dem Kloster erhielt Weesen Land, um das Städtli am heutigen Ort ohne Türme, Gräben und Tore neu aufzubauen und zwar um das Dominikanerinnen Kloster Maria Zuflucht, welches diese Bezeichnung seit 1699 trägt. Das alte Weesen lag beim Ausfluss des Walensees zum Fluss Maag und war Hafen- und Brückenort zugleich. Beim Bau des heutigen Staadparks stiess man 2007 bis 2009 auf Ausgrabungen von alt Weesen. So wurde ein spätrömisches Kastell aus der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts nach Christus ausge-graben. Weesen gilt archäologisch als das «Pompeij der Ostschweiz» und Spuren können einerseits im Staadpark und andererseits im Museum&Galerie besichtigt werden (www.museum-galerie-weesen.ch).  

Die erste Kirche (Bühlkirche) wurde auf dem Bühlhügel erbaut und zwar im 12. Jahrhundert. 1484 wurde sie als Heiligkreuzkirche erweitert.

Sie besass vorerst keine Pfarrrechte. Bartholomäus Zwingli war von 1487 bis 1507 Dekan in dieser Kirche. Als Onkel schulte Bartholomäus Zwingli den sechsjährigen in Wildhaus aufgewachsenen Huldrych Zwingli während rund zwei Jahren in Weesen ein. Später besuchte Huldrych Zwingli die Lateinschule in Basel und studierte dort auch Theologie. 1506 wurde Zwingli zum Priester geweiht. Er kam nach Glarus, wo er bis 1516 blieb. Als Leutpriester ging er nach Einsiedeln, bevor er 1519 bis 1531 nach Zürich ins Grossmünster ging und dort als Reformator schweizweit bekannt wurde.

Die Kirche St. Martin im Fli (ehemals Oberinwesin) wurde 1492 erbaut. Nach dem Bildersturm von 1529 wurde sie im Zeichen der katholischen Reform mit neuen Altären ausgestattet. 1532 verlor Weesen auf Druck von Schwyz wegen der kurz-zeitigen Zuwendung zur Reformation sämtliche städtischen Privilegien. Die Restitution dieser Rechte erfolgte erst 1564. Die reformierte Kirchgemeinde Weesen Amden wurde erst 1908 gegründet. Die Zwinglikirche wurde neben der Bühlkirche im Jahre 1913 erstellt.

Der Schiffsverkehr auf dem Walensee war von Bedeutung für den Umschlag von Salz, Eisen und Korn sowie für die Fischerei. Weinanbau und Trotten sind für das 14. Jahrhundert nachgewiesen und Weinbau wird heute wieder am Chlosterberg und im Fli-Amden gepflegt.

Bis 1798 stand Weesen unter der Herrschaft von Schwyz und Glarus. Von 1798 bis 1803 zählte Weesen zum von Napoléon festgelegten helvetischen Kanton Linth. 1803 wurde Weesen dem Kanton St.Gallen zugeschlagen.

Mit dem Bau der Linth Korrektion von 1807 bis 1823 durch Konrad Escher von der Linth (1767 bis 1823) wurde Weesen endlich von den regelmässigen Überschwem-mungen verschont, die durch die Verstopfung der kleinen Maag bei Ziegelbrücke seit 1750 verursacht wurden. Mit dem Bau des Linth-Escher-Kanals wurde die Glarner Linth korrigiert und neu beim Gäsi in den Walensee umgeleitet. Bei Weesen wurde der Linthkanal als Verbindung zum Zürichsee gebaut. Mit diesen Bauwerken wurde der Seespiegel des Walensees um rund 5m gesenkt. Die am Hafen Weesen stehende Wasserstandsäule ist Zeugnis davon. Das neu hinzugewonnene Land südlich des Städtlibogens wurde für den Bau der Seepromenade mit grosszügigen Parkanlagen und einem einmaligen Baumbestand genutzt. Die Maag als ehemaliger Ausfluss aus dem Walensee wurde im Rahmen der Melioration ebenfalls korrigiert. Vom Gailingen-bach herkommend verläuft die alte Maag durch die Landig und fliesst beim Biberli-chopf in den Linthkkanal.

Mit der Eröffnung der Bahnlinie Zürich-Uster-Weesen-Sargans (1859), begann für Weesen eine touristische Blütezeit. Neben dem bereits seit 1523 erwähnten Gasthof Schwert (heute Parkhotel Schwert, Brasserie), der als einer der ältesten Gasthöfe in der Ostschweiz gilt, kamen weitere Hotels dazu.

Die Familie Ziltener wie die Familie Hessi gründeten und betrieben mehrere Hotels in Weesen und sorgten für Aufschwung in der Gemeinde. Sie zogen für die Gestaltung von Weesen (z.B. Parkanlage) den Architekten Johann Jakob Breitinger (1814-1880) bei.

Weesen entwickelte sich dank der Bahnanbindung zum international bekannten Luft- und Badekurort. Das Hotel Walensee (Trattoria, ehemals Du Lac), das Schlosshotel Maria-halden, das Hotel Weisses Rössli (heute Speiselokal «Fischerstube»), das Hotel Speer, das Hotel Bahnhof und andere Gastbetriebe (z.B. Adler, Freieck, Pöstli, Krone, Ochsen, Hirschen, Frohe Aussicht) brachten Arbeit und Einkommen in die Gemeinde. Gäste aus England, Holland und Deutschland machten in Weesen einen Zwischen-stopp, um sich an das Bergklima zu gewöhnen, bevor sie die Ferienreise weiter in die Bündner Bergkurorte fortsetzten.

Aufgrund der Begradigung der Eisenbahnstrecke Ziegelbrücke-Mühlehorn wurde der Bahnhof in Weesen 1969 aufgelöst. Das ehemalige Bahnhofsgelände wurde durch Überbauungen wie dem Wismetpark, (Alters- und Pflegeheim) der Mehrzweckhalle (Speerhalle) dem Oberstufenschulhaus, einigen Wohnhäusern und dem Entsor-gungspark neu ausgestaltet. Der ebenfalls 1969 neu in Verkehr gesetzte Bahnhof Weesen stand auf dem Gemeindegebiet von Mollis (heute Glarus Nord) und wurde seinerseits durch die Einführung der S-Bahn aus fahrplantechnischen Gründen Ende 2013 bereits wieder aufgehoben. Die ÖV-Anbindung von Weesen wie Amden erfolgt heute durch den Autobetrieb Weesen Amden, der die Fahrgäste im Halbstundentakt zum Bahnhof Ziegelbrücke fährt. Dort sind Zugsanschlüsse in Richtung Sargans, Linthal, Rapperswil und Zürich vorhanden.

Ein Vergleich der Einwohnerzahlen über die Jahre zeigt die Entwicklung auf:

Jahr

Einwohnerzahl

1799

387

1850

642

1900

741

1950

1209

2000

1358

2010

1525

2020

1745

2022

1841

 

Quellen:

  • Historisches Lexikon der Schweiz, Band 13, Chefredaktor Marco Jorio, Schwabe Verlag Basel, 31.12.2013, Seite 317 f. (ISBN [Band 13] 978-3-7965-1913-0)
  • Weesen: Beiträge zur Ortsgeschichte, Fritz Rimensberger, Erni Satz & Druck AG, 8722 Kaltbrunn, 1996



Hafenanlage
Der Grundstein zur heutigen Hafenanlage mit ihrem exotischen Baumbestand, der ovalen Bucht und dem unverbauten Blick auf die Glarner Berge, wurde um 1870 vom Zürcher Architekten Johann Jakob Breitinger zusammen mit der Hotelierfamilie Ziltener gelegt.